Hamburg/Rotterdam – Die Weltwirtschaft ist wieder angesprungen, immer mehr Schiffe und Container werden zwischen den Kontinenten hin und her geschickt. Doch die globalen Lieferketten kommen nicht mehr mit. Die Schiffe werden unpünktlicher, Kapazitäten werden knapp. Im April waren bloß rund 25% der Schiffe pünktlich. Im Vorjahr waren es knapp 70%
Erschwerend kommen Ereignisse hinzu, die die Probleme weiter verschärfen. Erst sorgte der Stau, der im März durch die Havarie der Ever Given im Suezkanal verursacht wurde, für zusätzliche Verspätungen. Dann schloss China Anfang Juni einen seiner wichtigsten Häfen nach einem Corona-Ausbruch.
Als Folge stauen sich die riesigen Schiffe vor den Häfen, in den Häfen stauen sich die Container. Bislang schienen nur die Häfen in China, Singapur oder den USA davon betroffen zu sein. Aber mittlerweile ist das Chaos auch in Europa angekommen. Die Häfen von Hamburg und Rotterdam kämpfen mit Kapazitätsengpässen oder Verspätungen.
Deswegen haben Container-Reedereien die beiden Häfen an der Nordsee aus ihren Fahrplänen gestrichen. Maersk und MSC (Mediterranean Shipping Company) fahren Hamburg seit Anfang Juni nicht mehr an. Begründet wird dies mit vollen Lagenplätzen und langen Wartezeiten. Stattdessen werden Terminals in Wilhelmshaven oder Bremerhaven angesteuert. Da keine Besserung in Sicht ist, wurde die Maßnahme weiterhin verlängert.
In Rotterdam herrschen die gleichen Zustände. Die Reederei Hapag-Lloyd fährt den mit einem Umschlag von 14 Millionen Standardcontainern im Jahr größten Hafen Europas nicht mehr an, für zunächst sieben Wochen.
Chaos in der Containerschifffahrt: Schiffe stauen sich auf Rhein und Elbe
Doch die Auslassung der Häfen löst nicht das Problem. Denn es fehlen nicht nur die Container, die eigentlich abgeladen werden sollen. Es warten auch immer mehr Container darauf, abgeholt zu werden. Deswegen zieht sich der Stau nun bis auf die Flüsse hin. Binnenschiffer transportieren Exportcontainer aus dem Landesinneren über Rhein und Elbe an die Seehäfen, wo diese an den gleichen Terminals abgeladen werden, den auch die Meeresriesen benutzen. Da Seeschiffe Priorität haben, werden zunächst sie abgefertigt, die Flussschiffe müssen warten. Es wird Teilweise von Wartezeiten von bis zu einer Woche in Hamburg berichtet, in Rotterdam müssen Binnenschiffer im Schnitt drei Tage auf die Ladekräne warten.