Spätestens seit der im Suez-Kanal feststeckenden Evergiven ist die angespannte Situation im Seefrachtbereich der Weltöffentlichkeit bekannt geworden. Doch auch die anhaltende Pandemie verschärft die Gesamtlage nochmals deutlich. Die Raten sind nach wie vor auf einem sehr hohen Niveau und es ist keine Besserung feststellbar.
Besonders kritisch sind die Fahrgebiete in Nord- und Südamerika. Alle Dienste sind hier bereits für 6-8 Wochen im Voraus ausgebucht. Die Seefrachtrate liegt aktuell auf dem Niveau von 4500/5500 US-Dollar für einen Container. Zum 1. Juli sollen weitere Zuschläge (Peak Seaseon / Equipment Imbalance) von ca. 1.000 bis 1.500 US-Dollar pro Container hinzukommen.
Es wird also kaum bis keine Frachtkapazitäten mehr in Richtung Amerika geben, die Häfen und die Infrastruktur in den USA sind sehr strapaziert. Nach neuesten Prognosen wird der Frachtboom in den USA mindestens bis Ende dieses Jahres anhalten.
Aufgrund des großen Frachtaufkommens und der Suez-Blockade sind alle Strecken von und nach dem Mittleren und Fernen Osten ebenfalls sehr stark überbucht, sodass auch hier die oben genannten Zuschläge zu erwarten sind.
Maersk und MSC lassen Hamburg links liegen
Die Partner der 2M-Reedereien (Maersk und MSC) gaben diese Woche bekannt, dass sie den Hamburger Hafen in den nächsten vier Wochen nicht anlaufen werden, da die Überlastung der Containerhäfen in Nordeuropa den Betrieb weiterhin stört.
Der LoadStar berichtete, dass die beiden Reedereien ihre Ladung nun im Hafen von Bremerhaven löschen würden, „als Folge der hohen Werftdichte und der außergewöhnlichen Wartezeit für unsere Schiffe im Hamburger Hafen“. Beide Reedereien bestätigten, dass das Löschen der Ladung in Bremerhaven das „Ende der Beförderung“ bedeuten würde, was zu zusätzlichen Kosten für Kunden führen würde, die Container aus Hamburg per LKW erwarten.
Die Probleme im Hamburger Hafen werden Berichten zufolge durch Klimaaktivisten verschärft, die den Zugang zum Hafen blockiert haben. Die Hamburger Hafenbehörden hofften auf höhere Volumina im Jahr 2021 als Ergebnis einer Vertiefung der Fahrrinne für Schiffe, die in die Elbe ein- und ausfahren.
Der LoadStar berichtet, dass Containerhäfen in ganz Nordeuropa eine zweite Welle hoher Nachfrage erwarten, „wobei die Schiffsfahrpläne meist wenig mit den angekündigten Fahrplänen zu tun haben.“